Deine Schulpflicht ist abgeschlossen, du hast den Real- oder Hauptschulabschluss schon fast in der Tasche und jetzt stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll? Sich für die richtige Ausbildung zu entscheiden kann nicht einfach sein: Ausbildung im dualen System, Fachschule oder Gymnasium? Abi machen oder lieber nicht? Wir zeigen dir deine Optionen und die Möglichkeiten, die du nach Ablauf deiner Schulpflicht hast! Inklusive Vor- und Nachteilen zu allen Ausbildungswegen und höheren Schulen in Deutschland!
Allgemeines zur Schulpflicht
In Deutschland ist die Schulpflicht Ländersache, was bedeutet dass du je nach Bundesland unterschiedliche Regelungen hast. In allen Ländern dauert die Schulpflicht jedoch mindestens 9 Jahre und beginnt zwischen 5 und 7 Jahren. Dabei wird zwischen der Vollzeitschulpflicht, die neun bis zehn Jahre dauert und der Berufsschulpflicht, die oft nach Ablauf der Vollzeitschulpflicht in Kraft tritt. Um die Berufsschulpflicht zu absolvieren, kannst du entweder in einer Berufsausbildung sein, eine berufsbildende oder allgemeinbildende Schule sowie eine Fachoberschule besuchen oder die Sekundarstufe II anderweitig absolvieren. In der Regel endet die Berufsschulpflicht mit dem Abschluss der Ausbildung oder mit Ablauf des 12. Schuljahres. bzw. mit dem 18. Geburtstag (= Vollendung des 18. Lebensjahres). Auch wenn deine Möglichkeiten und Pflichten je nach Bundesland variieren können, geben wir dir einen Überblick darüber, was nach Abschluss der 9 bzw. 10 Vollzeitpflichtschuljahre möglich ist.
Duale Ausbildung
Mit einem Hauptschulabschluss steht dir die duale Ausbildung offen. Dabei lernst du das praktische Wissen in einem Ausbildungsbetrieb und bekommst zusätzlich theoretisches Wissen in der Berufsschule vermittelt. Im Gegensatz zu einer Fachschule bekommst du also sehr viel praktische Erfahrung und lernst im Betrieb, wie die Dinge funktionieren. Da du im Betrieb schon mitarbeitest, bekommst du bei dieser Form der Ausbildung auch schon ein Gehalt ausbezahlt, das mit jedem Ausbildungsjahr steigt. Je nach Ausbildungsaufbau bist du meist ein bis zwei Tage pro Woche in der Berufsschule und die restliche Zeit im Betrieb. In der Berufsschule lernst du jedoch nicht die allgemeinen Inhalte, die beispielsweise in einem Gymnasium vermittelt werden, sondern neben dem Allgemeinwissen wie Deutsch, Englisch und Mathe vor allem die für deinen Bereich relevante, fachspezifischen Inhalte. Im Betrieb lernst du die praktischen Fähigkeiten durch Learning by Doing. Im Vergleich zu einer schulischen Ausbildung ist das duale System jedoch meist intensiver und geht mit weniger Freizeit einher. Hast du bereits ein Abitur gemacht, kann sich deine Ausbildungszeit verkürzen. Hier kommen die Vor- und Nachteile der dualen Ausbildung:
Vorteile | Nachteile |
Eigenes Gehalt durch die jährlich steigende Vergütung | Weniger Freizeit als in einer rein schulischen Ausbildung |
Viel Berufserfahrung und praktische Fähigkeiten werden erlernt | Langfristig geringere Gehaltsperspektiven als mit Studium |
Keine Zugangsvoraussetzungen, nur Bewerbung beim Betrieb notwendig | Qualität der Ausbildung hängt stark vom Ausbildungsbetrieb ab |
Mischung aus fachgebundener Theorie und Praxis, die wirklich relevant für den Job sind | Kein Abi - Studieren im Nachhinein ist zwar möglich, aber oft mit Zulassungsvoraussetzungen verbunden |
Gute Berufsaussichten, besonders in Handwerksbranchen (Fachkräftemangel) | Nicht für alle Berufe ist eine duale Ausbildung möglich |
Abschlüsse sind oft international anerkannt und auch in anderen Ländern gültig | Manchmal ist eine überbetriebliche Ausbildung notwendig (wenn z.B. dein Ausbildungsbetrieb nicht alle Bereiche abdecken kann) |
Chancen auf Übernahme nach der Ausbildung in deinem Ausbildungsbetrieb | Sehr fachspezifische Ausbildung kann bei späterer Karriere einschränkend sein |
Ausbildungsdauer ist von Beginn an festgelegt | Doppelbelastung durch Betrieb und Schule |
#hokifyexpertentipp: Um dir ein besseres Bild über den Alltag als Azubi zu geben, haben wir in unserem Artikel zu Azubis im Betrieb alle wichtigen Infos zusammengefasst.
Gymnasium-Oberstufe und Abitur
Willst du studieren, ist das Abitur dein nächster Schritt. Der höchste Schulabschluss Deutschlands berechtigt dich zum Studium an allen Hochschulen in Europa, sofern diese nicht zusätzliche Anforderungen stellen. Die gymnasiale Oberstufe bereitet dich in zwei oder drei Jahren auf das Abi vor, wobei du die Wahl zwischen einem allgemeinem Gymnasium und einem beruflichen Gymnasium hast. Auch wenn du im Gymnasium eine breite Allgemeinbildung bekommst, musst du danach meist noch einen weiteren Ausbildungsschritt absolvieren - entweder ein Studium oder eine Ausbildung. Hier kommen die Vor- und Nachteile des Abitur:
Vorteile | Nachteile |
Berechtigung für die Bewerbung bei allen Hochschulen in Europa | Keine Berufserfahrung |
Breite Allgemeinbildung bringt viele Möglichkeiten nach Schulabschluss | Kein Gehalt/Vergütung |
Relativ viel Freizeit verglichen mit einer dualen Ausbildung | Kein fachspezifisches Wissen |
Mehr Zeit für die Entscheidung in welche Fachrichtung du dich orientieren möchtest | Keine praktische Ausbildung |
Höhere Gehaltsaussichten | Gute Noten sind Voraussetzung |
Fachoberschule und Fachhochschulreife
Wenn du weiterhin in die Schule gehen möchtest, dir jedoch mehr Praxisbezug wünschst und keinen Wert auf ein volles Abitur legst, ist die Fachhochschulreife, umgangssprachlich auch Fachabitur, eine Option. Voraussetzung dafür ist die mittlere Reife, die du mit Abschluss der 10. Klasse erlangst oder ein vergleichbarer Abschluss. Sie wird an Fachoberschulen erlangt, die du nach Abschluss der 10. Klasse an einem Gymnasium oder der Berufsfachschule besuchen kannst. In der Fachoberschule lernst du nicht nur fachgebundene Inhalte, sondern absolvierst auch ein mehrmonatiges Praktikum in deinem Bereich. Die Fachhochschulreife berechtigt dich dazu, an Fachhochschulen oder bestimmten Universitäten der Fachrichtung zu studieren. Hast du schon eine abgeschlossene Berufsausbildung, lässt sich die Fachhochschulreife auch in einem Jahr nachholen. Hier kommen die Vor- und Nachteile der Fachoberschule und der Fachhochschulreife:
Vorteile | Nachteile |
Studium im Anschluss ist möglich | Studium ist nur an bestimmten Hochschulen der Fachrichtung möglich |
Eine Fremdsprache weniger als beim Abi | Einschränkung in der eigenen Fachrichtung |
Kein Gehalt oder Vergütung | |
Bessere Arbeitsmarktchancen als ohne Abschluss | Manchmal ein Jahr länger als normales Abitur |
Fazit
Egal ob (duale) Ausbildung, Abitur oder Fachabitur: nach deinem Schulabschluss stehen dir zahlreiche Möglichkeiten offen! Um herauszufinden, was das Beste für dich ist, solltest du dir überlegen, was du nach der Ausbildung machen möchtest und vor allem, ob du mehr Wert auf eine theoretische oder praktische Ausbildung legst. Arbeitest du lieber mit den Händen und möchtest früh Geld verdienen, ist eine Ausbildung oft der besser passende Weg als das theoretische Abi, das dich für das Studium berechtigt und dir viele Türen öffnen kann.