Der erste Schritt ins Berufsleben ist für viele ein Praktikum. Egal ob ein Praktikum in der Ausbildung, Pflichtpraktikum während des Studiums oder auch ein freiwilliges Praktikum nach dem Studium, das Praktikum ermöglicht dir erlerntes Wissen in der Praxis umzusetzen und deine ersten Berufserfahrungen zu sammeln. Damit du bestens für dein Praktikum vorbereitet bist, haben wir dir eine Liste mit den wichtigsten Punkten, die du beachten musst zusammengeschrieben. Wir erklären dir, wie lange ein Praktikum dauert, was die richtige Bezahlung ist und was du als Praktikant beachten solltest!
Welche Arten des Praktikums gibt es?
Praktika gibt es in ganz unterschiedlichen Formen, die davon abhängen, in welcher Ausbildungs- bzw. Berufsstufe du dich befindest. In der Schulzeit sind Praktika in der Ferienzeit ein guter Weg, um in einen Beruf hineinzuschnuppern. Während der Studienzeit hingegen ist ein Praktikum meist anspruchsvoller und du übernimmst größere Aufgaben im Unternehmen. Diese 5 Arten des Praktikums sind die häufigsten:
Freiwilliges Praktikum | Ein freiwilliges Praktikum ist nicht von deiner Hochschule oder Universität vorgeschrieben, sondern du machst es von dir aus. |
Pflichtpraktikum | Ein Pflichtpraktikum ist Teil deiner Ausbildung und du musst z.B. aufgrund deiner Universität ein Praktikum in einer bestimmten Zeit absolvieren. |
Schülerpraktikum | Ein Schülerpraktikum ist kurz und dauert meistens nur ein paar Tage oder Wochen. Du machst es während der Schulzeit, um einen Einblick in den Arbeitsalltag zu bekommen. |
Volontariat | Das Volontariat dauert meist über ein Jahr und ist besonders für die Journalismus- und Medienbranche wichtig. In diesem Jahr sollst du praktische Erfahrungen sammeln, die für deine weitere Karriere wichtig sind. |
Auslandspraktikum | Du kannst jede Form eines Praktikums auch im Ausland machen, besonders Praktika die länger als 6 Monate dauern, eignen sich gut als Auslandspraktikum. |
Was muss in einem Praktikumsvertrag stehen?
Der Praktikumsvertrag hält schriftlich fest, was dein Arbeitgeber von dir erwartet und welche Gegenleistungen du dafür bekommst. Ein guter Praktikumsvertrag sollte alle wichtigen Regeln und Punkte abdecken, sodass du dich bei Fragen oder Problemen immer auf den Vertrag stützen kannst. Er schützt dich in deinem Praktikum und sichert dir ein faires Arbeitsverhältnis mit klar definierten Regeln und Grenzen zu. Bestehe immer auf einen schriftlichen Vertrag, um auch im Nachhinein eine schriftliche Sicherheit zu haben, auf die du dich berufen kannst.
Die wichtigsten acht Punkte, die in deinem Vertrag wiederzufinden sein sollten, sind:
Beginn und Ende des Praktikums
Arbeitszeiten
Urlaubsanspruch
Probezeit und Kündigungsfrist
Vergütung (Gehalt, Sonderzahlungen etc….)
Deine Aufgabengebiet im Unternehmen/ Arbeitstitel
Verschwiegenheitsklauseln, Konkurrenzklauseln oder Ähnliches
Ort, Datum & Unterschrift
#hokifyexpertentipp: Bevor du deinen Vertrag unterschreibst, kannst du noch jemanden aus deiner Familie oder deinem Freundeskreis bitten deinen Vertrag zu lesen, um abzuchecken, ob auch alles rechtens ist.
Wie lange sollte ein Praktikum dauern?
Jedes Praktikum hat eine andere Dauer. Wie lange dein Praktikum im Endeffekt dauert, hängt von der Art des Praktikums, deiner Schulungseinrichtung und dem Unternehmen selbst ab. Schülerpraktika dauern meist nur ein paar Tage oder wenige Wochen, Pflichtpraktika im Studium hingegen sind im Normalfall drei bis sechs Monate lang. Die meisten Praktika sind jedoch nicht länger als ein Jahr, daher solltest du vorsichtig sein, wenn dir ein Praktikum angeboten wird, welches länger dauert. Bei einem Pflichtpraktikum bekommst du von deinem Ausbildungsort eine genaue Dauer und Voraussetzungen für dein Praktikum vorgesetzt, nach denen du dich richten solltest.
Übrigens kannst du auch im Praktikum eine Probezeit haben, die aber in deinem Vertrag festgesetzt sein sollte. Du kannst aber davon ausgehen, dass du bei einem sechs Monate langem Praktikum wahrscheinlich eine einmonatige Probezeit hast.
Wie sind die Arbeitszeiten bei einem Praktikum?
Deine Arbeitszeiten im Praktikum sollten ebenfalls schriftlich in deinem Vertrag festgelegt sein, unterscheiden sich aber im Normalfall nicht stark von den Arbeitszeiten anderer Arbeitnehmer im Unternehmen. Du darfst nämlich nicht mehr als acht Stunden pro Tag und 40 Stunden die Woche arbeiten. Während deines Praktikums solltest du bis auf seltene Fälle, in denen du dringend benötigt wirst, keine Überstunden machen. Falls du doch die ein oder andere Überstunde machst, solltest du das in den anderen Tagen ausgleichen und auch einmal eine Stunde früher gehen können.
Wie viel Gehalt steht mir im Praktikum zu?
Auch hier kann man das nicht allgemein sagen, da es stark variieren kann und von unterschiedlichen Faktoren abhängt.
Bei einem Pflichtpraktikum ist es oft der Fall, dass du gar nicht bezahlt wirst, weil du auch rechtlich gesehen keinen Anspruch auf eine Bezahlung hast, da das Praktikum als Teil deiner Ausbildung gesehen wird. Viele Unternehmen bezahlen jedoch auch Pflichtpraktikanten, bei deiner Praktikumssuche kannst du daher meist der Stellenanzeige entnehmen, ob das Praktikum bezahlt wird oder nicht.
Für ein freiwilliges Praktikum, welches nicht zwingend für deine Ausbildung gebraucht wird und länger als drei Monate dauert oder du erst nach Ende deiner Ausbildung machst, musst du bezahlt werden. Der Arbeitgeber muss dir hier zumindest den Mindestlohn ausbezahlen.
Gehalt ist aber oft Verhandlungssache, also sprich das Thema bei deinem Chef vor dem Vertragsabschluss an.
Wie viel Urlaubsanspruch habe ich im Praktikum?
Das hängt davon ab, welche Art des Praktikums du machst und wie lange es dauert. Bei Praktika die nur wenige Wochen dauern, steht dir im Normalfall kein Urlaub zu. Grundsätzlich gilt aber Folgendes:
Freiwillige Praktika
Falls du ein freiwilliges Praktikum machst, hast du denselben Urlaubsanspruch wie andere Angestellte. Das heißt, wenn dein Praktikum zum Beispiel länger als sechs Monate dauert, hast du Anspruch auf 20 Tage Urlaub bei einer 5-Tage-Woche. Bei einer 6-Tage-Woche sind es 24 Tage Urlaub im Jahr. Du kannst davon ausgehen, dass dir pro Monat zwei freie Tage zustehen, wenn dein freiwilliges Praktikum länger als einen Monat dauert.
Pflichtpraktikum
Da dein Pflichtpraktikum als Teil deiner Ausbildung gesehen wird, hast du leider keinen fixen Urlaubsanspruch wie normale Angestellte. Daher hast du nur an gesetzlichen Feiertagen frei, aber keinen Anspruch auf Urlaubstage. Manche Unternehmen bieten das jedoch trotzdem an, am besten checkst du das immer in deinem Vertrag ab.
Was wenn ich krank im Praktikum bin?
Besonders wenn du ein längeres Praktikum hast, kann es vorkommen, dass du krank wirst. Hier stellt sich dir bestimmt die Frage, ob du auch weiterhin bezahlt wirst, wenn du krank bist und wie du deinen Krankenstand am besten meldest.
Das ist wieder stark abhängig davon, welche Art des Praktikums du hast und wie es gegebenenfalls in deinem Vertrag steht. Bei einem freiwilligen Praktikum hast du Anspruch auf bezahlten Krankenstand. Im Grunde bedeutet dass, das wenn du ein freiwilliges Praktikum machst, dein Arbeitgeber im Krankheitsfall verpflichtet ist dir sechs Wochen lang dein normales Gehalt zu bezahlen. Damit das der Fall ist musst du aber eine Krankschreibung vom Arzt haben und bereits mindestens vier Wochen im Unternehmen arbeiten. Am besten schreibst du oder rufst du deinem Arbeitgeber sobald du weißt, dass du krank bist, an und meldest deine Abwesenheit rechtzeitig schriftlich, zum Beispiel per E-Mail.
Wirst du bei deinem Pflichtpraktikum bezahlt, bekommst du meistens, auch wenn du krank bist, weiterhin dein Gehalt, hast aber keinen rechtlichen Anspruch darauf. Wenn dein Pflichtpraktikum sowieso unbezahlt ist, bleibt das auch im Krankheitsfall so.
Versicherung während des Praktikums
Eine Krankenversicherung ist in Deutschland Pflicht. Du bist während des Praktikums entweder familienversichert oder selbst als Arbeitnehmer versichert:
Familienversicherung - Du bist unter 25 und verdienst weniger als 485 Euro im Monat.
Arbeitnehmerversicherung - Du bist über 25 und/oder verdienst mehr als 1.700 Euro im Monat und bist auch kein eingeschriebener Student.
#hokifyerklärt: Wenn du unter 25 bist und weniger als 485 Euro im Monat verdienst und deine Eltern bzw. Erziehungsberechtigten in Deutschland versichert sind, solltest du im Normalfall mitversichert sein und musst dich nicht eigenständig um eine Versicherung sorgen.
Kündigung und Vorzeitiger Abbruch
Im Idealfall läuft dein Praktikum so wie du es dir vorstellst. Es kann jedoch auch passieren, dass du selbst unzufrieden mit dem Praktikum bist und es nicht weiterführen möchtest oder dein Arbeitgeber unzufrieden mit deiner Leistung ist. Wenn du noch in deiner Probezeit bist, kann dein Praktikum problemlos sowohl von deiner Seite als auch von der Seite des Arbeitgebers aufgelöst werden. Nachdem du aber schon deine Probezeit hinter dir hast und trotzdem kündigen willst oder gekündigt wirst, hast du folgende Optionen:
Aufhebungsvertrag
Du und dein Arbeitgeber entscheidet zusammen, dass das Praktikumsverhältnis aufgelöst werden soll und du dein Praktikum nicht weiterführst. Wichtig: Haltet das auch schriftlich und nicht nur mündlich fest!
Fristlose Kündigung
Wenn du ein schwerwiegenden Grund wie Diskriminierung am Arbeitsplatz oder Ähnliches hast, kannst du fristlos kündigen. Gegenteilig kannst du auch fristlos gekündigt werden, wenn du gravierende Fehler begehst indem du zum Beispiel nie erscheinst oder du etwas machst, das deinem Vertrag widerspricht.
Beispiel: Wenn du auf der Arbeit mit rassistischen Aussagen oder Mobbing zu kämpfen hast, wäre das ein schwerwiegender Grund fristlos zu kündigen.
Ordentliche Kündigung
Eine ordentliche Kündigung findet statt, wenn du eine schriftliche Kündigung einreichst und danach die vierwöchige Kündigungsfrist noch im Unternehmen bleibst. Du musst auch keine Grund angeben, wieso du aufhören möchtest, es reicht, dass du deinen Arbeitgeber lediglich schriftlich über deine Kündigung informierst.
#hokifyexpertentipp: Wenn du ein längeres Praktikum gemacht hast, welches du vorzeitigen beenden musst oder beenden willst, solltest du trotzdem nach einem Praktikumszeugnis fragen, da das für deine weiteren Bewerbung wichtig sein könnte.
Wie sieht ein Praktikumszeugnis aus?
Wenn das Ende deines Praktikums naht, solltest du einen wichtigen Punkt nie vergessen: Das Praktikumszeugnis. Dieses Zeugnis muss dir dein Arbeitgeber am Ende zur Verfügung stellen, da es aufzeigt welche Aufgaben du übernommen hast und wie du diese Aufgaben geleistet hast. Wichtig ist, dass du selbst dein Arbeitszeugnis ansprichst, da der Arbeitgeber zwar verpflichtet ist, dir auf Nachfrage ein Zeugnis auszustellen, aber es nicht von sich aus muss.
Dein Praktikumszeugnis sollte unbedingt diese fünf Punkte beinhalten:
Dein Name & dein Arbeitstitel
Daten des Arbeitgebers
Genaue Aufgabenbeschreibung
Beurteilung von deinen fachlichen und sozialen Leistungen
Unterschrift vom Arbeitgeber & Datum
#hokifyexpertentipp: Ein gutes Praktikumszeugnis kann dir viele Türen in deiner weiteren Karrierelaufbahn öffnen. Versichere dich daher, dass du ein Zeugnis bekommst und dieses Zeugnis alle Kriterien erfüllt und besonders deine Aufgaben in den Fokus stellt. Wenn du ein längeres Praktikum gemacht hast, welches du vorzeitigen beenden musst oder beenden willst, solltest du trotzdem nach einem Praktikumszeugnis fragen, da das für deine weiteren Bewerbung wichtig sein könnte.
Fazit
Das wichtigste ist, dass du erst abklärst, welche Art des Praktikums du hast. Ein freiwilliges Praktikum kann in den meisten Fällen mit einem normalen Arbeitsverhältnis gleichgestellt werden, daher hast du hier auch fast dieselben Rechte und Ansprüche. Wichtig ist, dass du von Anfang an einen Vertrag erstellst, indem alles notwendige festgehalten wird und du weißt was dir zusteht und was nicht. Dein Praktikum sollte mit einem Vertrag beginnen und mit einem Praktikumszeugnis enden!
Hier nochmal alle Punkt, die du beachten solltest, auf einem Blick: