Gender Pay Gap: Warum verdienen Frauen weniger?

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Aktualisiert: 02.03.2023 Lesedauer: ca 3min

Frau schaut wütend in die Kamera

“Frauen verdienen weniger als Männer". Diese Aussage hört man immer wieder, doch stimmt das überhaupt? Egal ob man es Gender Pay Gap oder Lohnlücke nennt, Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern existieren und sind besonders in Deutschland und Österreich höher als in den meisten anderen EU-Staaten. Was der Gender Pay Gap genau ist, worin der Unterschied zwischen "unbereinigten" und "bereinigten" Pay Gap besteht und welche Lösungsansätze es gibt, erklären wir dir! 

Definition Gender Pay Gap 

Wie der Name “Lohnlücke”, im englischen Gender Pay Gap, schon andeutet, geht es beim Gender Pay Gap darum, dass Frauen bzw. weiblich gelesene Personen verhältnismäßig weniger (Brutto-) Gehalt als ihre männlichen Kollegen erhalten. Österreich und Deutschland haben mitunter die höchsten Gender Pay Unterschiede in ganz Europa. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man den Gender Pay Gap berechnen kann: den unbereinigten und bereinigten Weg. Von einer unbereinigten Lohnlücke spricht man, wenn der Bruttostundenlohn aller erwerbstätigen Männer und Frauen in einem Land verglichen wird, ohne strukturelle Faktoren mit einzuberechnen. Die bereinigte Lohnlücke hingegen bezieht strukturelle Faktoren wie Beruf, Branche, Arbeitszeit und mehr mit ein und wird in Rücksicht auf diese ausgerechnet. 

Wenn also von generellen Ungleichheiten im Gehalt zwischen den Geschlechtern gesprochen wird, ist meist der unbereinigte Gender Pay Gap gemeint, welcher höher als der bereinigte Gender Pay Gap ist. Der bereinigte Gender Pay Gap zeigt aber genauer auf, in welchen Branchen und Berufen die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern hoch sind.  

Gründe 

Warum verdienen Frauen aber nun weniger als Männer? Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, da viele Faktoren eine Rolle spielen. Grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass die meisten Gründe auf strukturelle und gesellschaftsbezogene Faktoren zurückzuführen sind. 

Teilzeitarbeit

In Österreich und Deutschland sind die meisten Personen, die in Teilzeit arbeiten, weiblich. Das kann an unterschiedlichen Gründen liegen, ein Faktor, der aber hierbei oft eine Rolle spielt, sind Kinder bzw. die Kinderbetreuung. Diese ist natürlich nicht nur die Aufgabe der Mutter, durch die Mutterschutzzeit und Karenzzeit liegt diese aber zumindest zum Teil bei der Frau. Der Wiedereinstieg nach der Mutterzeit gestaltet sich oft durch Diskriminierung oder unzureichende bzw. kostenintensive Kinderbetreuung schwierig. 

Diskriminierung 

Frauen werden in vielen Branchen und Berufen aus unterschiedlichen diskriminierenden und geschlechtsbezogenen Gründen unfair behandelt. Sei es durch unangebrachte Fragen im Vorstellungsgespräch im Bezug auf den Kinderwunsch oder einen schwierigen Einstieg in Männer dominierenden Branchen. Für viele Frauen ist es deswegen schwierig, in männerdominierten Branchen Fuß zu fassen (z.B. Baubranche, MINT-Berufe), weil ihre Fähigkeiten oft nicht ernst genommen werden oder ihnen nicht zugetraut wird, ihren Job gut zu machen.

Führungspositionen

Auch die Position im Job hat einen großen Einfluss auf das Gehalt. Je höher die Karrierestufe und Position ist, desto höher fällt auch das Gehalt meist aus. Wenn die meisten Führungspositionen jedoch von Männern besetzt sind, wird auch der Gender Pay Gap nicht geringer werden. Der Grund dafür liegt teilweise wieder in der Teilzeitarbeit, aber auch darin, dass männlich gelesene Personen oft für Führungspositionen bevorzugt werden.

Branchen mit hohem Frauenanteil sind schlechter bezahlt 

Branchen, die einen hohen Anteil an weiblichen Arbeitnehmerinnen haben, sind in den meisten Fällen schlechter bezahlt. Solche Branchen sind z.B. die Pflegebranche, der Bildungsbereich, die Verkaufsbranche oder generell die soziale Branche. Der hohe Anteil an Frauen in Branchen, die nicht so gut bezahlt sind, beeinflusst den Gender Pay Gap stark. 

Equal Pay Day 

Frauen in Österreich haben 2023 bis zum 16. Februar und in Deutschland bis zum 7. März kostenlos gearbeitet. Der Equal Pay Day ist ein Aktionstag, der jährlich an einem anderen Tag stattfindet und zeigt, bis zu welchem Tag Frauen rechnerisch kein Entgelt für ihre geleistete Arbeit erhalten. Der Tag der gleichen Bezahlung soll darauf hinweisen, dass Frauen noch immer durchschnittlich weniger verdienen und allein dieses Jahr für über einen Monat in Österreich bzw. in Deutschland sogar drei Monate “kostenlos” arbeiten. 

#hokifyerklärt: Übrigens kann es auch sein, dass der Equal Pay Day am Ende des Jahres, wie z.B. im Oktober oder November stattfindet. In diesem Fall zeigt der Equal Pay Day, bis wann Frauen gleich viel wie ihre männlichen Kollegen verdienen. 

Lösungsansätze

Strukturelle und gesellschaftsbezogene Gründe wie schlechtere Bezahlungen in Branchen, die einen höheren Frauenanteil haben oder Diskriminierung am Arbeitsplatz, machen die Verkleinerung des Gender Pay Gaps nicht einfach. Durch unterschiedliche Initiativen wie Förderungen von Frauen in MINT-Bereichen, den Equal Pay Day, der mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenkt und unternehmensbezogenen Initiativen wie z.B. Angebote zur Kinderbetreuung oder besser bezahlte Optionen der Elternteilzeit kann dem Gender Pay Gap entgegenwirkt werden. Wichtig ist jedoch, dass diese Maßnahmen alle Frauen und weiblich gelesenen Personen erreichen - flächendeckend und unkompliziert. 

#hokfiyexpertentipp: Gehalt ist Verhandlungssache – bis zu einem gewissen Punkt. Wenn du denkst, dass deine Arbeit höher entlohnt werden soll und du dich im Vergleich zu deinen männlichen Kollegen benachteiligt fühlst, solltest du das bei deinem nächsten Gespräch ansprechen. Fokussiere dich dabei jedoch auf deine Leistungen und argumentiere anhand deiner Aufgaben, Leistungen und Verantwortungen, wieso du mehr verdienen solltest. 

Fazit 

Der Gender Pay Gap wird zwar von Jahr zu Jahr etwas weniger, ist aber in Österreich und Deutschland immer noch hoch. Politische, strukturelle und gesellschaftliche Faktoren beeinflussen die Lohnunterschiede stark und sorgen dafür, dass Frauen, wenn es um das Thema Gehalt geht, oft benachteiligt sind. 

Xheva (ausgesprochen Tschewa you're welcome) hat ihr Kommunikationswirtschaftsstudium in der Tasche und ist Content Marketing & Communications Managerin bei hokify. In dieser Rolle beschäftigt sie sich hauptsächlich mit den Themen Lehre, Ausbildung und Bewerbung. Damit Kandidat:innen bei der Jobsuche nicht so sehr verzweifeln wie sie, hat sie alle Tipps und Insiderinfos, die sie auch gerne am Anfang gehabt hätte.

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