Checkliste Gehaltsverhandlung

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Aktualisiert: 21.02.2024 Lesedauer: ca 4min

Junge Frau zählt Geld von Gehaltserhöhung

Steigende Preise, hohe Gasrechnungen und kein Ende in Sicht - vielleicht ist es Zeit, um eine Gehaltserhöhung zu verhandeln? Nicht nur im jährlichen Mitarbeitergespräch, sondern auch beim Bewerbungsgespräch wird das Gehalt verhandelt. Egal in welcher Situation, eine gute Vorbereitung ist das Wichtigste bei einer Gehaltsverhandlung - mit dieser Checkliste bist du für deine nächste Gehaltsverhandlung gerüstet!

1. Kenne deinen Wert 

Bevor du dich an den Verhandlungstisch setzt, solltest du herausfinden, wie viel du verlangen kannst und willst. Wie hoch ist das Durchschnittsgehalt in deiner Branche? Welche Verantwortung übernimmst du in deiner Position? Wie viel verdienst du derzeit? Wie viel Geld brauchst du zum Leben? Finde heraus, wie viel du verdienen möchtest und welcher Betrag realistisch ist. Behalte dabei auch im Hinterkopf, dass normalerweise das Brutto-Gehalt verhandelt wird und dass dich deine Chefin vermutlich noch ein wenig runterhandeln wird. Setze dein Wunschgehalt also immer als Bruttogehalt und ein wenig höher an, um noch Verhandlungsspielraum zu haben. 

2. Finde Argumente

Wenn du weißt, wie viel du verdienen möchtest, musst du das gegenüber deiner Chefin argumentieren. Dabei ist jedoch nicht gemeint, warum du persönlich mehr Gehalt haben möchtest (z.B. die höhere Miete oder die steigenden Preise), sondern welchen Wert du dem Unternehmen und deiner Abteilung bringst. Welche Ausbildungen, Stärken und Fähigkeiten hast du? Welche Projekte hast du umgesetzt oder wirst du umsetzen? Welche Erfolge hast du dem Unternehmen in der Vergangenheit gebracht? Leg dir zumindest drei Argumente zurecht, die deinen Wert für das Unternehmen bekräftigen. 

#hokifyexpertentipp: Finde Belege und Beispiele für deine Leistung. Wenn du zum Beispiel zeigst, dass du du 90% Kundenzufriedenheit erreicht oder den Umsatz des Unternehmens gesteigert hast, unterstützt das deine Forderungen. 

3. Finde Gegenargumente

Welche Gegenargumente wird deine Chefin im Laufe der Verhandlung bringen? Gibt es Gründe, dein Gehalt nicht zu erhöhen? Was spricht dagegen? Indem du dir überlegst, was dein Gegenüber sagen könnte, kannst du dir schon im Voraus passende Erwiderungen überlegen und bist dann in der Situation weniger überrascht. 

Was sind mögliche Gegenargumente und wie kannst du darauf reagieren? 

  • “Die derzeitige Wirtschaftslage lässt diese Erhöhung leider nicht zu”
    “Das verstehe ich. Deswegen möchte ich folgende alternative Zusatzleistungen vorschlagen…” (siehe Punkt 8) 

  • “Wenn ich Ihnen eine Erhöhung gebe, muss ich Ihren Kolleginnen auch eine geben.”
    “Aufgrund von x, y und z finde ich es durchaus in Ordnung, unterschiedlich viel zu verdienen. Aber ich behandele unsere Vereinbarung natürlich gerne vertraulich.”

  • “Das derzeitige Gehalt ist doch schon höher als üblich!”
    “Laut meinen Recherchen ist das Durchschnittsgehalt in der Branche für meine Position XXX”

  • “Sie hatten doch erst eine Gehaltserhöhung!”
    “Meine letzte Gehaltsanpassung war vor 6 Monaten. In der Zwischenzeit habe ich folgende Verantwortungen zusätzlich übernommen:...”

Gehaltsverhandlung: Gründe und Begründungen

4. Finde den passenden Zeitpunkt

Zwischen Tür und Angel, wenn deine Chefin gerade dabei ist, nach Hause zu gehen, ist nicht der beste Zeitpunkt, um über eine Gehaltsverhandlung zu sprechen. Auch auf der Firmenweihnachtsfeier oder beim gemeinsamen Mittagessen solltest du das Thema nicht unbedingt ansprechen. Normalerweise gibt es in jedem Unternehmen regelmäßige Mitarbeiterinnengespräche (oft auch 1:1 oder Personalgespräch) mit deiner Vorgesetzten, in denen deine Entwicklung, deine Leistung und eben auch dein Gehalt besprochen werden. Hast du kein Mitarbeiterinnengespräch in Aussicht, kannst du dir einen Termin mit deiner Chefin ausmachen. 

#hokifyexpertentipp: Sag bei der Terminabsprache klar dazu, dass du über deine Entwicklung und dein Gehalt sprechen möchtest. So kann sich auch deine Chefin darauf vorbereiten und es entstehen keine Missverständnisse. 

5. Das richtige Mindset

Gehaltsverhandlungen sind ein ganz normaler Bestandteil des Arbeitsalltags. Solange du dich an einen professionellen Ton und realistische Forderungen hälst, hast du keine negativen Folgen befürchten. Was sind die möglichen Konsequenzen? Im schlimmsten Fall bleibt alles, wie es ist. Im besten Fall bekommst du mehr Gehalt. Fragst du gar nicht nach, bleibt ganz sicher alles, wie es ist. Solange du gut vorbereitet bist und deine Forderungen begründen kannst, gibt es keinen Grund, Angst vor der Gehaltsverhandlung zu haben. 

6. Tipps und Tricks zurechtlegen

“Gehaltsanpassung” statt “Gehaltserhöhung”, Spiegelung der Körpersprache, immer das erste Angebot machen - es gibt unzählige psychologische Tricks und Möglichkeiten, die in Verhandlungen zum Einsatz kommen können. Von einer “Gehaltsanpassung” zu sprechen, wirkt weniger fordernd als eine “Gehaltserhöhung” und wird oft positiver wahrgenommen. Auch eine “krumme” Zahl zu nennen (z.B. 2.347€ statt 2.350) kann Selbstsicherheit signalisieren. Egal wofür du dich entscheidest: übertreibe es nicht - sonst vergisst du womöglich noch einzelne Aspekte oder wirst unsicher, weil du zu sehr über andere  Dinge sprichst.  

7. Schweigen aushalten 

Bleib ruhig und halte Schweigen aus. Gib deinem Gegenüber Zeit, über deine Worte nachzudenken und zu reagieren. Zu viel zu sagen, kann als Unsicherheit oder Unwissen gedeutet werden. Versuche, in den Pausen nicht nervös zu werden und deswegen “nur um die Stille zu füllen” etwas zu sagen, sondern bleib selbstbewusst und lass dein Gegenüber das Wort ergreifen, nachdem du etwas gesagt hast. 

#hokifyexpertentipp: Wenn ihr in der Gehaltsverhandlung zu einem Angebot gekommen seid, nimm dir noch einen Tag Zeit um in Ruhe darüber nachzudenken. Du musst nicht sofort in diesem Gespräch zusagen oder nachverhandeln. 

8. Alternativen kennen 

Nicht immer ist eine Gehaltsverhandlung möglich - manchmal ist kein Budget mehr dafür vorgesehen oder die festgelegten Gehaltsklassen lassen keine Erhöhung mehr zu. Oft gibt es jedoch Alternativen zu einer Gehaltserhöhung, die auch spannend sein können: 

  • Ticket für den öffentlichen Verkehr

  • Dienstwagen, -fahrrad oder -handy, der/das auch privat genutzt werden darf

  • Bonuszahlungen oder Prämien bei Erreichen eines Ziels 

  • Betriebliche Altersvorsorge oder Versicherungsleistungen 

  • Zuschüsse zu Essen oder Verpflegung

  • Weiterbildungen 

  • Home Office, Remote Work oder flexible Arbeitszeiten 

  • Zusätzliche Urlaubstage 

  • Mitgliedschaft im Fitnessstudio, Zehnerblock für Yoga-Einheiten oder Ähnliches

Da diese Dinge oft aus anderen Budgets bezahlt werden und meist keine Lohnnebenkosten verursachen, haben Arbeitgeberinnen hier oft mehr Spielraum als beim Gehalt. Bist du an die Grenzen deiner Leistungs- bzw. Gehaltsklasse gestoßen, ist eine Beförderung anzudenken. 

9. Üben, Üben, Üben

Wenn du deine Argumente zurecht gelegt hast, heißt es: üben, üben, üben. Trainiere vor dem Spiegel, wie du deine Argumente vorbringst und dabei selbstbewusst auftrittst. Du kannst auch eine Freundin oder Kollegin bitten, ein Übungsgespräch mit dir zu führen, um deine Argumentation zu üben und mehr Selbstbewusstsein zu bekommen. Oder du machst ein Video und siehst dir im Nachhinein an, wie du darauf wirkst. 

10. Für die Zukunft nachfragen 

Damit sowohl du als auch deine Chefin eine Vorstellung davon haben, wie es in Zukunft weitergehen soll, kannst du neben der eigentlichen Gehaltsverhandlung auch nachfragen, welche Möglichkeiten es für die Zukunft gibt. Oft werden Gehaltsklassen oder -schemata festgesetzt, die eine bestimmte Gehaltserhöhung zu einem bestimmten Zeitpunkt (z.B. 1x/Jahr) oder Ereignis (z.B. Erreichen deiner Ziele) vorsehen. Ein transparenter Gehaltsplan kann dir also beim nächsten Mal die harten Verhandlungen ersparen und für beide Seiten klare Rahmenbedingungen schaffen. 

#hokifyexpertentipp: Bei einer Erhöhung der Tarif- oder Kollektivverträge steht dir ebenfalls eine Gehaltserhöhung zu. Dabei wird zwischen einer Lohnerhöhung (Bei Mindestlohn)  und einer IST-Lohnerhöhung (bei Überzahlung) unterschieden. 

Fazit

Gehaltsverhandlungen sind Teil des Arbeitsalltags und erfordern gute Vorbereitung. Diese Punkte brauchst du, um perfekt auf eine Gehaltsverhandlung vorbereitet zu sein: 

  1. Gewünschtes Gehalt 

  2. Argumente

  3. Gegenargumente

  4. Passender Zeitpunkt 

  5. Richtiges Mindset 

  6. Begriffe und Tricks

  7. Ruhe & Selbstbewusstsein 

  8. Alternativen 

  9. Übung 

  10. Zukünftiger Gehaltsplan 

Julia ist gut darin, die Schwerkraft auszutricksen und schlecht darin, den Weg ohne Google Maps zu finden. Ihre Leidenschaft für Sprache und hat sie über die Tourismusindustrie zur Kommunikationsbranche geführt, wo sie ein Masterstudium in Digital Marketing und Kommunikation absolviert hat. In den hokify Karriere-Tipps versorgt sie dich regelmäßig mit den wichtigsten Tipps, Tricks und Infos rund um den Arbeitsalltag (inklusive dessen rechtlichen Regelungen) und den Arbeitsmarkt, damit du hoffentlich informierter in dein Berufsleben startest, als sie es anfangs war.

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