Im Leben passieren immer wieder geplante oder ungeplante Dinge, die dich daran hindern, dich auf deine Arbeit zu konzentrieren: Hochzeiten, Todesfälle, Geburten, Umzüge, oder auch Zeugenladungen vor Gericht. In diesen Fällen bist du rechtlich nicht dazu verpflichtet, einen Urlaubstag zu nehmen um einen freien Tag zu haben, sondern kannst Sonderurlaub beantragen. In diesem Artikel erfährst du, was das genau bedeutet, in welchen Fällen dir Sonderurlaub zusteht, ob dein Entgelt weitergezahlt wird, wie viele Sonderurlaubstage du hast und worauf du dabei achten musst!
Was ist Sonderurlaub?
Sonderurlaub soll dir in außergewöhnlichen Lebenssituationen dabei helfen, diese zu meistern. Es sind zusätzliche “Urlaubstage”, die du in bestimmten Situationen, wie deiner Hochzeit, der Geburt deines Kindes oder einem Todesfall beantragen kannst. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) besagt, dass du deinen Anspruch auf Vergütung in dieser Zeit nicht verlierst, wenn du für eine verhältnismäßig kurze Zeit durch einen unverschuldeten persönlichen Grund an der Ausübung deiner Arbeit verhindert wirst. Das bedeutet, dass du der Arbeit fernbleiben kannst wenn:
es sich um eine vergleichsweise kurze Zeit handelt
du nicht selbst Schuld an der Situation bist
es sich um einen persönlichen Grund (z.B. Hochzeit, Todesfall) handelt.
Da diese Regelung sehr allgemein gehalten ist, orientieren sich die meisten Arbeitgeber dabei an den Tarifvertrag für die jeweilige Branche oder es werden durch Betriebsvereinbarungen oder im Arbeitsvertrag Regelungen für Sonderurlaub festgelegt. Gibt es das nicht oder ist darin nichts zu dem Thema geregelt, nutzen viele Unternehmen die Regelungen aus dem Tarifvertrag für öffentliche Bedienstete (TVöD), der gewisse Situationen und die damit verbundene Dauer des Sonderurlaubs regelt. Dies ist jedoch keine gesetzliche Grundlage, sondern nur eine Orientierungshilfe. Die genauen Gründe und die Dauer des Sonderurlaubs sind im Einzelfall zu bestimmen - dein Arbeitgeber kann dir also auch in anderen Situationen Sonderurlaub gewähren oder dir mehr Zeit geben, als dort festgelegt.
#hokifyexpertentipp: Die Beweispflicht für den Sonderurlaub liegt immer bei dir als Arbeitnehmerin. Du musst also nachweisen können, dass der Grund für deinen Sonderurlaub tatsächlich stattgefunden hat. Dafür können zum Beispiel offizielle Dokumente, wie die Geburtsurkunde oder die Hochzeitsurkunde verwendet werden.
Sonderurlaub bei Todesfall
Wenn ein nahes Familienmitglied verstirbt, hast du laut Tarifvertrag für öffentliche Bedienstete Anspruch auf zwei Tage Sonderurlaub. Dies gilt für Verwandte ersten Grades, also Ehepartnerin bzw. eingetragene Lebenspartnerin, Kinder oder Eltern. Je nachdem wie lange du schon im Unternehmen beschäftigt bist, ob dein jeweiliger Tarifvertrag etwas Anderes regelt und wie verständnisvoll dein Arbeitgeber ist, kann es jedoch auch mehr sein. Als Nachweis gilt meist der Todesschein oder die Pate der Verstorbenen.
Sonderurlaub bei Hochzeit
Obwohl das BGB die eigene Hochzeit nicht als zwangsläufigen Grund für Sonderurlaub anführt, ist es üblich, für die eigene Hochzeit einen Tag Sonderurlaub zu bekommen. Auch bei Jubiläen oder Großereignissen der Eltern (z.B. Silberne/Goldene Hochzeit) geben viele Arbeitgeber einen Tag frei.
Sonderurlaub bei Geburt
Als werdender Vater hast du oft die Möglichkeit, für den Tag der Geburt deines Kindes einen Tag Sonderurlaub zu beantragen. Dies ist für werdende Mütter nicht notwendig, da sie aufgrund des Mutterschutzes sowieso sechs Wochen vor der Geburt und acht Wochen nach der Geburt freigestellt sind. Je nach Tarif- oder Arbeitsvertrag und Arbeitnehmer können auch hier mehr Tage genehmigt werden.
#hokifyexpertentipp: Es kann sein, dass im Tarifvertrag festgehalten ist, dass diese Regelung nur für verheiratete Paare gilt. Es ist also ratsam, genau nachzulesen, welche Bedingungen für Sonderurlaub erfüllt werden müssen.
Sonderurlaub bei Umzug
Für Beamte im öffentlichen Dienst fällt ein Tag Sonderurlaub an, wenn sie aufgrund des Unternehmens an einen anderen Ort ziehen müssen. In der Privatwirtschaft hängt dies von deinem Arbeitgeber ab - je nachdem, wohin du ziehst und wie weit dein neuer Wohnort entfernt ist, kann es sein, dass du trotzdem Sonderurlaub bekommst.
Arztbesuche
Grundsätzlich bist du als Arbeitnehmerin verpflichtet, Arztbesuche außerhalb der Arbeitszeit wahrzunehmen. Hast du jedoch akute Schmerzen oder Beschwerden, beispielsweise Zahnschmerzen, kann der Arztbesuch als Dienstverhinderung gesehen werden. Das gilt auch, wenn die behandelnde Ärztin außerhalb deiner Arbeitszeit nicht verfügbar ist. Neben der eigentlichen Behandlungszeit zählt auch der Weg zur Ärztin und retour zum Arbeitsplatz als Dienstverhinderung und fallen in den Sonderurlaub. Als Nachweis gilt eine Zeitbestätigung der Ärztin.
#hokifyexpertentipp: Lass dir von deiner behandelnden Ärztin immer eine Zeitbestätigung ausstellen! So kannst du nachweisen, dass du tatsächlich dort warst und kannst auch die genaue Zeit besser abschätzen.
Erkrankte Angehörige
Je nach Arbeitgeber, Tarifvertrag und Arbeitsvertrag kannst du, wenn dein Partner, dein Kind oder ein Elternteil krank ist, bis zu vier Tage Sonderurlaub im Jahr beantragen. Das ist jedoch sehr abhängig von deinem Tarifvertrag und trifft auch nur dann zu, wenn du keinen Anspruch auf Freistellung und Krankengeld hast.
Sonstige Anlässe für Dienstverhinderung
Neben den oben genannten Fällen kann eine Dienstverhinderung auch andere Formen annehmen: eine Ladung als Zeugin vor Gericht, Sonderurlaub zum Arbeitsjubiläum, religiöse Gründe oder für bestimmte Freiwilligendienste.
Öffentliche Pflichten
Wirst du, aus welchem Grund auch immer, zu einer Behörde vorgeladen (z.B. als Zeugin oder Schöffin zu einer Gerichtsverhandlung), zählt dies als Dienstverhinderungsgrund. Behördengänge zählen nur dann als Grund, wenn sie nicht außerhalb der Arbeitszeit oder auf anderem Weg (Telefonat, E-Mail…) durchgeführt werden können.
#hokifyexpertentipp: Wenn du eine Zeugenentschädigung bekommst, entfällt dein Anspruch auf Entgeltfortzahlung.
Religiöse Gründe
Du darfst, sofern das mit dem Arbeitgeber abgesprochen ist, den Arbeitsplatz kurz verlassen um zu beten oder anderweitige religiöse Pflichten zu erfüllen, wenn diese nicht außerhalb der Arbeitszeit möglich sind. Außerdem kannst du Sonderurlaub beantragen, um an religiösen Feierlichkeiten teilzunehmen.
Freistellung für Freiwilligendienste
Bist du als freiwilliges Mitglied bei der Feuerwehr oder dem Katastrophenschutz und hast beispielsweise einen Einsatz während der Arbeitszeit, kann dir auch dafür Sonderurlaub gewährt werden. Wie immer gilt: nur, wenn dies nicht außerhalb der Arbeitszeiten möglich ist und du das mit deinem Arbeitgeber abgesprochen hast.
Sonderurlaub beantragen
Wichtig beim Sonderurlaub ist, deiner Arbeitgeberin bzw. Chefin sofort Bescheid zu geben bzw. wenn es absehbar ist, bereits im Voraus darüber zu informieren. Außerdem musst du davor versucht haben, die Dienstverhinderung zu vermeiden, falls das möglich ist und die Situation nachweisen können - entweder durch offizielle Dokumente (Geburts- oder Heiratsurkunden, Paten etc.) oder andere Möglichkeiten (ein Schreiben des Gerichts, ärztliche Zeitbestätigung…).
#hokifyexpertentipp: Solltest du für einen Sonderfall keinen Anspruch auf Sonderurlaub haben, kannst du dir auch normalen Urlaub oder, sofern deine Arbeitgeberin einverstanden ist, unbezahlten Urlaub nehmen.
Fazit
Es kann durchaus vorkommen, dass du aufgrund eines Ereignisses nicht arbeiten kannst. Ist dies nur für kurze Zeit, nicht selbst verschuldet und aufgrund von wichtigen persönlichen Gründen, steht dir trotzdem Entgeltfortzahlung zu. Zu den Gründen zählen unter Anderem Hochzeiten, Todesfälle, Geburt, und Pflege von nahen Angehörigen oder öffentliche Pflichten. Wichtig dabei ist, dass du deiner Arbeitgeberin so früh wie möglich Bescheid gibst, alles Zumutbare machst, um die Situation zu vermeiden (falls notwendig und möglich) und einen Nachweis dafür bringst.