Candidate Centricity - Kandidat:innen im Mittelpunkt der Candidate Journey

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Aktualisiert: 05.09.2023 Lesedauer: ca 5min

Recruiterin mit Lupe

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich immer weiter: Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften, während qualifizierte Kandidat:innen meist aus mehreren Jobangeboten auswählen können. Um weiterhingute Mitarbeiter:innen zu finden, müssen die Kandidaten und Kandidatinnen in den Mittelpunkt gestellt werden: Candidate Centricity bedeutet unkomplizierte Bewerbungsprozesse, die die Bedürfnisse der Bewerber:innen in den Fokus stellen. 

Was bedeutet Candidate Centricity? 

Candidate Centricity baut auf dem “Candidate First”-Ansatz auf und stellt die Kandidaten und Kandidatinnen von Beginn an in den Mittelpunkt des Recruitingprozesses. Das Ziel ist es, die Candidate Journey, also die Erfahrung, die Kandidat:innen mit dem Unternehmen machen (vom ersten Kontakt mit dem Unternehmen bis zum Onboarding) so aufzubauen, dass sie auf alle Bedürfnisse der potenziellen Bewerber:innen eingeht. Dabei geht es jedoch nicht darum, sich als Unternehmen zu verbiegen, sondern den Kommunikations- und Bewerbungsprozess so zu gestalten, dass passende Kandidaten und Kandidatinnen angesprochen werden, die dann einen einfachen und unkomplizierten Bewerbungsprozess durchlaufen. Um das zu gewährleisten, muss die Zielgruppe von Anfang an klar definiert und die für sie richtigen Recruiting-Kanäle ausgewählt werden. 

Jobsuche der Zukunft: Bewerber:innen sind Kundschaft   

Um langfristig im Recruiting erfolgreich zu sein, muss ein Mindset-Wandel passieren: Statt Kandidaten und Kandidatinnen als Ressource wahrzunehmen, sollten sie wie Kundschaft gesehen und behandelt werden. Menschen sind es heutzutage gewohnt, bei Online-Bestellungen über jeden Schritt des Lieferprozesses benachrichtigt zu werden. Es ist ganz normal, mit einem Profil verschiedene Produkte online kaufen zu können, ohne jedes Mal neue Daten eingeben zu müssen. Warum ist es also bei der Jobsuche anders? Statt also das Unternehmen und den ausgeschriebenen Job in das Zentrum des Prozesses zu stellen, müssen die Zielgruppe und die potenziellen Bewerber:innen im Mittelpunkt stehen. 

Warum ist Candidate Centricity wichtig? 

In Zeiten von Fachkräfte- und Personalmangel müssen Unternehmen stärker denn je auf die Bedürfnisse der eigenen Zielgruppe eingehen, um qualifizierte Kandidaten und Kandidatinnen anzusprechen. Die Candidate Experience, also die Erfahrung der Bewerber:innen vom ersten Touchpoint mit dem Unternehmen bis hin zum Onboarding, spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie gibt Unternehmen die Möglichkeit, sich durch eine positive Erfahrung und einen einfachen Bewerbungsprozess von anderen Unternehmen abzuheben. Außerdem führen negative Customer Experiences meist zum Abbruch des Bewerbungsprozesses oder zu Bewerber:innen Ghosting. Sind Bewerber:innen frustriert, weil die Bewerbung zu kompliziert ist oder sie keine Antwort bekommen, wird die Candidate Journey abgebrochen. Durch einen optimierten Bewerbungsprozess, der die Bewerber:innen in den Mittelpunkt stellt, werden Abbrüche reduziert und Bewerber:innen für das Unternehmen begeistert. 

Wie kann man Candidate Centricity im Bewerbungsprozess sicherstellen? 

Um Candidate Centricity im Recruiting-Prozess sicherzustellen, muss im ersten Schritt geklärt werden, wer die Zielgruppe für die jeweilige Position oder das Unternehmen ist. Wer soll mit den Maßnahmen angesprochen werden und wie sind diese Personen zu erreichen? Oft hilft es hier, Personas zu erstellen oder mit Mitarbeiter:innen zu sprechen, um ein besseres Gefühl für die Zielgruppe zu bekommen. Beim Aufbau der Candidate Journey muss nun bei jedem Schritt nach den Bedürfnissen und Gewohnheiten der potenziellen Kandidaten und Kandidatinnen gefragt werden. Wie denken sie? Wie handeln sie? Welche Kanäle nutzen sie? Wann und warum ist die Frustgrenze erreicht? Darauf aufbauend sollte jeder einzelne Schritt im Bewerbungsprozess so einfach und klar wie möglich gestaltet werden. Eine hohe Serviceorientierung hin zu den Bewerber:innen und transparente Kommunikation unterstützen diesen Prozess. In der folgenden Tabelle sind einige Beispiele für Candidate Centricity im Bewerbungsprozess zu finden. 

Keine Candidate Centricity 

Candidate Centricity 

Karriereseite ist nicht durch einen Klick erreichbar 

Karriereseite ist einfach zu finden und mit einem Klick erreichbar 

Stellenausschreibung nur auf der Karriereseite 

Je nach Zielgruppe passende Kanäle: Job-Plattform, Social Media etc. 

Stellenausschreibung gibt kein genaues Gehalt an

Gehalt sowie eventuelle Boni / Bereitschaft zur Überzahlung angegeben 

Die Anforderungen der Stellenanzeige sind widersprüchlich oder unrealistisch

Klare Anforderungen, die dem Profil entsprechen und realistisch sind 

Die Stellenanzeige besteht großteils aus geschichtlichen Infos zum Unternehmen und Aufgaben 

Die Stellenanzeige ist klar aufgebaut und gibt kurze Informationen zu allen wichtigen Aspekten (Unternehmen, Job, Bewerber:in, Gehalt, Benefits, Ansprechpartner:in) 

Der Bewerbungsprozess ist auf den Desktop ausgelegt und hat schlechte Usability 

Der Bewerbungsprozess ist mobil optimiert und intuitiv  

Informationen müssen mehrmals an verschiedenen Orten eingegeben werden (z.B. die Stelle, auf die man sich bewirbt, Daten etc.) 

Informationen werden direkt aus dem Profil übernommen und müssen nicht extra eingegeben werden

Kein:e Ansprechpartner:in 

Ansprechpartner:in wird angegeben 

Lange Formulare und Eingabemasken 

One-Klick-Bewerbung 

Anschreiben, Zeugnisse und verschiedene Dokumente werden für die Bewerbung verlangt

Für die Bewerbung wird nur das Nötige (Lebenslauf, einige spezifische Fragen) verlangt

Die Reaktionszeit beträgt mehr als 3 Tage 

Innerhalb von 24 Stunden eine persönliche Reaktion

Die Kommunikation schwankt zwischen Du & Sie und zwischen verschiedenen Ansprechpersonen 

Klare und transparente Kommunikation auf persönlicher Ebene 

Keine Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche

Vorbereitung, Aufmerksamkeit und freundliche Atmosphäre bei Gesprächen 

Keine Absage oder standardisierte Absage

Personalisierte Absage mit Begründung und der Möglichkeit in die Datenbank aufgenommen zu werden 

Auf Bewertungen wird nicht eingegangen 

Bewertungen auf Bewertungsplattformen werden beantwortet und reagiert 

Onboardingprozess ist chaotisch und wird nicht an neue Mitarbeiter:innen kommuniziert 

Transparenter Onboarding-Prozess, dessen Struktur anfangs kommuniziert wird und auch soziale Aspekte berücksichtigt

Fazit 

Um langfristig und erfolgreich Mitarbeiter:innen zu finden, muss sich der Recruitingprozess zu einem Candidate Centered Prozess wandeln, der die Bewerber:innen in den Mittelpunkt stellt. Das Ziel muss eine unkomplizierte, zielgruppenadäquate Candidate Experience sein, die die Bedürfnisse der Bewerber:innen berücksichtigt. Beginnend bei dem ersten Touchpoint mit dem Unternehmen bis hin zum Onboarding sollte die Candidate Experience von wertschätzender, klarer Kommunikation und unkomplizierten Prozessen geprägt sein. 

Die Candidate Journey ist die Erfahrung, die Kandidaten und Kandidatinnen vom ersten Kontakt mit dem Unternehmen bis hin zum Onboarding durchlaufen. Wie genau dieser Prozess aussieht, ist zum größten Teil durch das Unternehmen beeinflussbar.
Candidate Centricity baut auf dem “Candidate First”-Ansatz auf und stellt die Kandidaten und Kandidatinnen von Beginn an in den Mittelpunkt des Recruitingprozesses. Das Ziel ist es, die Candidate Journey so aufzubauen, dass sie auf alle Bedürfnisse der potenziellen Bewerber:innen eingeht.
Candidate Centricity stellt sicher, dass einerseits die richtigen Kandidaten und Kandidatinnen angesprochen werden und andererseits die Candidate Journey dieser Personen zielgruppenadäquat gestaltet und positiv ist.
Unternehmen müssen ihre Zielgruppe sehr genau definieren und den Prozess so transparent und einfach wie möglich gestalten. Die Bedürfnisse der Kandidat:innen müssen dabei immer im Mittelpunkt stehen.

Julia ist gut darin, die Schwerkraft auszutricksen und schlecht darin, den Weg ohne Google Maps zu finden. Ihre Leidenschaft für Sprache und hat sie über die Tourismusindustrie zur Kommunikationsbranche geführt, wo sie ein Masterstudium in Digital Marketing und Kommunikation absolviert hat. In den hokify Karriere-Tipps versorgt sie dich regelmäßig mit den wichtigsten Tipps, Tricks und Infos rund um den Arbeitsalltag (inklusive dessen rechtlichen Regelungen) und den Arbeitsmarkt, damit du hoffentlich informierter in dein Berufsleben startest, als sie es anfangs war.

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