Das musst du über den Menstruationsurlaub wissen

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Aktualisiert: 02.06.2022 Lesedauer: ca 3min

Person mit Menstruationsschmerzen sitzt auf dem Bett

Unterleibskrämpfe, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Gliederschmerzen, Durchfall, Stimmungsschwankungen - all das kann die Periode begleiten. Rund dreißig Prozent aller Frauen und menstruierenden Menschen haben starke Regelbeschwerden. Bei zehn bis zwanzig Prozent sind die Schmerzen oft sogar so stark, dass sie ihren Alltag nicht bewältigen können. In Spanien wird nun ein Gesetz erlassen, das es betroffenen Personen möglich macht, Menstruationsurlaub zu nehmen. 

Was ist Menstruationsurlaub? 

Menstruationsurlaub ermöglicht es Menschen, bei sehr starken Menstruationsbeschwerden nicht arbeiten zu müssen. Wie bei einem Krankenstand können betroffene Personen bei sehr starken Regelschmerzen zu Hause bleiben, werden aber trotzdem weiterhin bezahlt. Das Wort “Menstruationsurlaub” ist die deutsche Übersetzung des englischen Begriffs “menstrual leave” (wortwörtlich “Menstruations Abwesenheit”) und ist eine irreführende Bezeichnung, weil es eigentlich kein Urlaub, sondern Abwesenheit aufgrund der eigenen Gesundheit ist. Dies betrifft nicht alle menstruierenden Menschen, da viele keine oder nur geringe Beschwerden während ihrer Periode haben, sondern ist für diejenigen gedacht, die aufgrund ihrer Beschwerden (Schmerzen, Krämpfe, Übelkeit, Fieber, Rückenschmerzen, Durchfall etc.) nicht in der Lage sind, zu arbeiten. 

Menstruationsurlaub in Spanien 

Der aktuelle Gesetzesentwurf in Spanien sieht bis zu drei Tage Menstruationsurlaub im Monat vor. Um diesen in Anspruch zu nehmen, müssen menstruierende Personen eine Ärztin konsultieren. Was den Menstruationsurlaub in Spanien so besonders macht, ist jedoch die Tatsache, dass die ersten drei Tage eines “normalen” Krankenstands nicht bezahlt werden, der Menstruationsurlaub jedoch schon von der Sozialversicherung übernommen wird. Die Debatte um den Menstruationsurlaub hat nicht nur das spanische Parlament gespalten, sondern auch in ganz Europa zu Aufsehen geführt. 

Menstruationsurlaub in anderen Ländern

Was in Spanien gerade diskutiert wird, ist in einigen asiatischen Ländern bereits seit geraumer Zeit Realität: in Japan, Taiwan, Sambia, Südkorea und Indonesien sind jeweils ähnliche Regelungen in Kraft, die es Frauen ermöglichen, während starker Regelschmerzen nicht zu arbeiten. Besonders in Japan wird dieser jedoch nur sehr selten in Anspruch genommen, weil das Thema immer noch als Tabu angesehen wird und Betroffene Diskriminierung und Stigmatisierung fürchten. Außerdem ist es oft schwierig, mit einem männlichen Vorgesetzten über die Thematik zu sprechen. In Europa und den USA wird die Einführung von Menstruationsurlaub alle paar Jahre diskutiert, hat es jedoch bisher in keinem Land tatsächlich in die Gesetzestexte geschafft. 

Menstruationsurlaub: Vor- und Nachteile 

Während der Menstruationsurlaub für die Einen eine Errungenschaft darstellt, schütteln Andere nur den Kopf darüber. Die größte Befürchtung von Gegnerinnen des neuen Gesetzesentwurfs ist die Stigmatisierung und Benachteiligung von menstruierenden Personen in der Arbeitswelt. Sie befürchten, dass Frauen bei der Jobsuche einen Nachteil erfahren könnten, weil sie bis zu drei Tage im Monat ausfallen. Außerdem zeichne der Menstruationsurlaub die Periode als Makel bzw. Schwäche, wegen der Frauen nicht in der Lage sind, dieselben Leistungen zu erbringen, wie Männer. 

Befürworterinnen kontern das mit dem Argument, dass es auch ganz normal ist, wegen Kopfschmerzen oder eines gebrochenes Beines in Krankenstand zu gehen. Das tun auch einige menstruierende Personen wegen ihrer Periode schon, oft wird jedoch nicht der reale Grund angeben. Andere trauen sich nicht, sich wegen ihrer Regelbeschwerden arbeitsunfähig zu melden oder denken, dass Menstruationsbeschwerden keinen ausreichenden Grund darstellen und kommen unter Schmerzen oder nach der Einnahme von Schmerzmitteln trotzdem zur Arbeit. Die Enttabuisierung der Periode und den damit einhergehenden Beschwerden sei ein wichtiger Schritt in der Gleichstellungsdebatte und zieht auch für die Arbeitgeberinnen Vorteile mit sich: Angestellte, die unter Schmerzen zur Arbeit kommen, bringen meist keine guten Leistungen und fühlen sich unwohl am Arbeitsplatz. 

#hokifyerklärt: Nicht alle Personen, die eine Periode haben, sind auch Frauen: manche sind binär oder identifizieren sich als Mann. Um alle Betroffenen miteinzubeziehen, sprechen wir deswegen von “menstruierenden Menschen” statt nur “Frauen” zu sagen. 

Starke Regelschmerzen in der Arbeit - was tun? 

Auch wenn bisher weder in Deutschland noch in Österreich der Menstruationsurlaub eingeführt wurde und das in näherer Zukunft vermutlich auch nicht der Fall sein wird, musst du nicht zur Arbeit gehen, wenn du während deiner Periode unter starken Schmerzen, Fieber, Übelkeit oder Ähnlichem leidest. Auch wenn im Alltag meist von einer Krankschreibung gesprochen wird, ist die ärztliche Bestätigung eigentlich eine “Arbeitsunfähigkeitsbestätigung”. Sie sagt nur aus, dass du nicht in der Lage bist zu arbeiten. Hast du also starke Regelschmerzen, die es dir unmöglich machen zu arbeiten, kannst du dich krankmelden. Viele Ärztinnen kennen die Beschwerden und können dir auch Medikamente verschreiben, die deine Periode angenehmer machen können. Extrem starke Schmerzen können auch auf gynäkologische Erkrankungen wie Endometriose oder Adenomyose hindeuten. 

#hokifyexpertentipp: Immer mehr Unternehmen werden offener gegenüber den Bedürfnissen von Mitarbeiterinnen. Auch wenn es sich im ersten Moment vielleicht schwierig anfühlt über deine Menstruationsbeschwerden zu reden, kann es helfen, Klarheit zu schaffen und Verständnis bei deinen Kolleginnen für deine Situation zu wecken. 

Fazit

Menstruationsurlaub ist ein “Sonderkrankenstand” für menstruierende Menschen, die besonders starke Schmerzen haben und deswegen nicht arbeiten können. Das Wort “Menstruationsurlaub” ist dabei irreführend. In Spanien wird derzeit über die Einführung des Menstruationsurlaub debattiert, in manchen asiatischen Ländern ist er bereits Realität. Auch wenn es bei uns keinen expliziten Menstruationsurlaub gibt, ist es immer möglich, sich aufgrund der starken Schmerzen in Krankenstand zu gehen.

Informationen zum Menstruationsurlaub

Julia ist gut darin, die Schwerkraft auszutricksen und schlecht darin, den Weg ohne Google Maps zu finden. Ihre Leidenschaft für Sprache und hat sie über die Tourismusindustrie zur Kommunikationsbranche geführt, wo sie ein Masterstudium in Digital Marketing und Kommunikation absolviert hat. In den hokify Karriere-Tipps versorgt sie dich regelmäßig mit den wichtigsten Tipps, Tricks und Infos rund um den Arbeitsalltag (inklusive dessen rechtlichen Regelungen) und den Arbeitsmarkt, damit du hoffentlich informierter in dein Berufsleben startest, als sie es anfangs war.

Der Begriff “menstruierende Menschen” wurde genutzt, um auch diejenigen miteinzubeziehen, die zwar eine Periode haben, aber sich nicht als Frau identifizieren, da sie genauso von den angesprochenen Themen betroffen sind. Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung von männlichen und weiblichen Sprachformen verzichtet. Alle Personenbezeichnungen sind demnach geschlechtsneutral zu verstehen.

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