Freude an der Arbeit ist der Hauptgrund (47,5 Prozent) für die Berufswahl im Gegensatz zu oft gehörten Vorurteilen.
Fast 70 Prozent der Befragten sehen ihre Tätigkeit als sinnvolle Aufgabe oder echte Berufung.
Körperliche Belastung (36,1 Prozent) und Gehalt (33 Prozent) sind die beiden häufigsten Gründe für den Jobwechsel.
Wien/Frankfurt, 24. Juni 2025 – Während Deutschland über Homeoffice, Mentale Gesundheit und „New Work“ diskutiert, arbeiten Millionen Menschen im Verborgenen an der Basis unserer Gesellschaft. Sie stehen morgens um fünf im Kühlhaus, fahren nachts durch die Republik, betreuen Pflegebedürftige oder halten die Städte sauber – rund um die Uhr wird gebaut, repariert, beliefert, versorgt. Es sind Jobs, die nicht ins klassische 9-to-5-Bild passen, aber ohne die unser Alltag nicht funktionieren würde.
Eine neue Studie der Job- und Kandidatenplattform hokify in Zusammenarbeit mit Civey rückt diese Berufe ins Rampenlicht: Sie beleuchtet die Situation der Beschäftigten in sogenannten Do-It-Jobs. Und räumt mit dem Vorurteil auf, sie seien unzufrieden oder unmotiviert. Im Gegenteil: Für fast die Hälfte (47,5 Prozent) ist Freude an der Arbeit der Hauptgrund für ihre Berufswahl. Die überwiegende Mehrheit ist motiviert, zufrieden und stolz auf ihre Arbeit. Gleichzeitig offenbaren die Daten Handlungsbedarf bei Arbeitgebern, um diese relevanten Fachkräfte langfristig zu binden.
„Beschäftigte in Do-it-Jobs sind das Rückgrat unserer Gesellschaft: im Verkauf, in der Pflege, im Handwerk, in der Logistik, Reinigung, Gastronomie oder Produktion“, erläutert Jutta Perfahl-Strilka, CEO von hokify und Expertin für den deutschen und österreichischen Arbeitsmarkt. „Oft sind es körperlich anstrengende Tätigkeiten, nicht selten im Schichtdienst. Diese Berufe werden viel zu wenig gewürdigt, zu oft kleingeredet und unterschätzt. Dabei sichern sie unser tägliches Leben – leise, zuverlässig, aber leider eben unter dem Radar. 80 Prozent der Menschen in Deutschland arbeiten in genau diesen Jobs. Ihnen gebührt entsprechende Aufmerksamkeit und Wertschätzung.“
Gehalt zählt – aber Sinn zählt mehr
Zwar liegt das Gehalt mit 33,7 Prozent auf Platz zwei der wichtigsten Gründe für die Berufswahl – doch der Blick in die Branchen zeigt große Unterschiede: In der Industrie und Produktion geben über die Hälfte (51,9 Prozent) der Befragten an, vor allem wegen des Geldes zu arbeiten. In pädagogischen Berufen zählt mit 67,9 Prozent wiederum der Spaß am meisten. Die Daten zeigen: 60,5 Prozent derjenigen, für die der Spaß an der Arbeit entscheidend ist, betrachten ihren Job als Berufung. Nur 16,2 Prozent von ihnen arbeiten primär des Geldes wegen.
Vom Bleiben und vom Gehen
Rund 46,5 Prozent der Befragten möchten ihren Do-it-Job zudem bis zur Rente ausüben – ein erneutes Zeichen starker Identifikation. Der wichtigste Haltefaktor ist dabei der Spaß an der Arbeit (33,4 Prozent), gefolgt vom Gehalt (27,6 Prozent) und dem Kolleg:innenumfeld (20,4 Prozent).
Doch es gibt auch einige Gründe, die Arbeitnehmende zum Wechsel bewegen: Körperliche Belastung ist mit 36,1 Prozent der häufigste Grund, noch vor dem Gehalt (33 Prozent). Zeit wird dabei zur neuen Währung: 80,1 Prozent der Wechselgründe beziehen sich auf flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeit oder eine Vier-Tage-Woche – letztere allein würde 39,4 Prozent zum Wechsel motivieren.
„Der Fachkräftemangel trifft diese Jobs besonders hart. Arbeitsmarktzahlen des IAB zeigen, dass knapp 80 Prozent der offenen Stellen im vergangenen Jahr genau zum Jobprofil ‘Do-it-Job' passen.“, warnt Jutta Perfahl-Strilka. „Viele Unternehmen unterschätzen die hohe Wechselbereitschaft – besonders bei jungen Menschen. Arbeitgebende müssen endlich verstehen, was ihre Mitarbeitenden wirklich motiviert – und bewegt. Nur so gewinnen und binden sie die richtigen Talente. Der Schlüssel liegt in echter Wertschätzung, guter Teamkultur und Arbeitsbedingungen, die zu den Lebensphasen und Realitäten ihrer Zielgruppen passen.“
Stolz und Vorurteil(e)
Fast 70 Prozent der Befragten sehen ihre Tätigkeit als sinnvolle Aufgabe oder sogar echte Berufung. Besonders stark ist diese Identifikation bei jungen Menschen: Jede:r Fünfte zwischen 18 und 29 Jahren empfindet seine Arbeit als Berufung – diese Tendenz nimmt mit dem Alter ab. Auch die persönliche Bindung macht einen Unterschied: 89,8 Prozent derjenigen, die ihre Arbeit als Berufung sehen, würden ihren Beruf weiterempfehlen. Insgesamt sprechen sich 77,9 Prozent der Befragten klar für ihren Job aus.
Ein Wermutstropfen bleibt: 28 Prozent der Beschäftigten haben schon einmal den Satz gehört: „Das kann doch jede:r”. Besonders häufig betroffen sind Frauen: 30,1 Prozent von ihnen sind diesem Vorurteil bereits begegnet, bei Männern sind es 25,8 Prozent. Dafür erhalten Männer häufiger das vermeintliche Kompliment: „Du bist ja überall so geschickt!“ – eine Aussage, die ebenfalls stereotyp wirkt. Und dann gibt es noch den Klassiker: 8,5 Prozent der Befragten mussten sich anhören, ihr Job sei nur eine Folge davon, dass es „fürs Studium nicht gereicht“ habe. Doch es gibt auch einen Lichtblick: Rund 22 Prozent der Menschen in Do-it-Jobs haben bereits die Bestätigung bekommen, dass ihre “Arbeit total unterschätzt wird”, sogar ein Viertel kennt die Aussage “Ich könnte das nicht!”.
„Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll: Menschen in Do-it-Jobs sind stolz auf das, was sie tun. Sie wissen, wie wichtig ihre Arbeit ist und dass sie einen echten Unterschied macht“, resümiert Perfahl-Strilka. „Leider zeigen die Zahlen auch, dass dieses Bewusstsein noch nicht überall in unserer Gesellschaft angekommen ist. Wer Menschen in diesen Berufen in Schubladen steckt, hat ihre Leistung nicht verstanden – geschweige denn ihre enorme Relevanz für den Arbeitsmarkt. Zeit, das zu ändern.”
Der vollständige hokify Do-it-Jobs Report 2025 mit detaillierten Ergebnissen steht hier zum Download bereit.