Der Bedarf nach qualifizierten Fachkräften steigt, die Zahl der Azubis sinkt hingegen Jahr für Jahr. Stirbt die duale Berufsausbildung trotz Bedarf und gutem Image bis 2060 aus? Eine aktuelle Umfrage der mobilen Job-Plattform hokify unter 1.000 Teilnehmenden in Deutschland und Österreich zeigt, dass die duale Ausbildung bei rund zwei Drittel der Befragten ein gutes Image hat und gute Jobchancen bietet. Trotzdem klafft die Lücke zwischen Fachkräftebedarf und Azubis immer weiter auf.
Immer weniger Azubis
Immer weniger Menschen machen eine duale Berufsausbildung: Im Jahr 2023 meldet das statistische Bundesamt 1,2 Millionen Auszubildende. Das ist ein Drittel weniger als der historische Höchststand aus dem Jahr 1985, als sich 1,8 Millionen Personen in Ausbildung befanden. Setzt sich dieser abfallende Trend fort, ist 2060 nur noch mit 806.600 Auszubildenden zu rechnen. Der demografische Wandel spitzt diesen Trend durch den generellen Rückgang an Arbeitskräften zusätzlich zu. Gleichzeitig bleibt die Zahl der ausgeschriebenen Ausbildungsstellen relativ stabil: Mit 528.700 ausgeschriebenen Ausbildungsstellen von Oktober 2022 bis September 2023 ist hier nur ein minimaler Zuwachs von 0,1 Prozent zum Vorjahreszeitraum zu verzeichnen. Knapp 14 Prozent davon blieben unbesetzt.
Ausbildungsberufe: Gutes Image aber unbeliebt
Die duale Berufsausbildung genießt in Deutschland ein sehr gutes Image: Rund zwei Drittel der Befragten haben ein gutes oder sehr gutes Image der dualen Berufsausbildung. Dabei zeigt sich, dass vor allem Personen mit abgeschlossener dualer Ausbildung diese als positiv wahrnehmen: Bei 80 Prozent der Befragten mit Ausbildungsabschluss hat sie ein gutes oder sehr gutes Image. “Das Image der dualen Berufsausbildung ist vor allem bei Fachkräften gut, trotzdem beobachten wir einen deutlichen Trend zu höheren Bildungsabschlüssen. Das hat viel mit dem gesellschaftlichen Stellenwert von Ausbildungsberufen im Vergleich zu Hochschulbildung und teilweise auch mit dem Stellenwert von Azubis in Betrieben zu tun.” kommentiert Jutta Perfahl-Strilka, CEO von hokify.
Jobchancen mit Ausbildung besser als mit Hochschulabschluss
An schlechten Jobchancen liegt der Rückgang der Azubizahlen jedenfalls nicht: 59 Prozent derer, die einen Ausbildungsabschluss haben, geben an, mit ihrer Ausbildung sehr leicht oder leicht einen Job zu finden. Nur acht Prozent geben an, sehr schwer einen Job zu finden. Im Gegensatz dazu geben 18 Prozent der Absolvent:innen einer Hochschule bzw. Universität an, sich mit der Jobsuche sehr schwer zu tun, die Hälfte der Uni-Absolvent:innen findet leicht oder sehr leicht einen Job.
Der anhaltende Fachkräftemangel sorgt für ausgezeichnete Jobchancen für gut ausgebildete Fachkräfte. Viele Ausbildungsberufe sind gut bezahlt, krisensicher und zukunftsrelevant: Drei Viertel der Befragten mit abgeschlossener dualer Ausbildung sind der Meinung, dass ihre Ausbildung auch in 10 Jahren noch relevant sein wird. Trotzdem haben Ausbildungsberufe im Vergleich zu anderen Jobs oft kein attraktives Image, weiß Perfahl-Strilka: “Daran müssen wir als Arbeitgeber:innen und als Gesellschaft in Zukunft arbeiten: Den Stellenwert und das Ansehen der dualen Ausbildung stärker zu fördern, um langfristig dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auf betrieblicher Ebene können hier kommunikative Maßnahmen gesetzt und Aufklärung betrieben werden. Gleichzeitig müssen Ausbildungsberufe fair kompensiert werden und Azubis angemessene Wertschätzung im Unternehmen entgegengebracht werden.”
Ausbildung auch in Zukunft stärker fördern
Der Trend zeigt klar, dass es auch in Zukunft nicht leichter werden wird, Ausbildungsstellen zu besetzen, während sich die Anforderungen an Arbeitnehmer:innen durch die technologische Weiterentwicklung konstant verändern. “Eine gute Ausbildung legt die Basis für ein langfristig erfolgreiches Berufsleben. Den Wert von Ausbildungsberufen sichtbar zu machen und zu verbessern ist ein wichtiger Schritt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. So kann das einzigartige Erfolgskonzept duale Ausbildung auch in Zukunft einen integralen Bestandteil zum deutschen Arbeitsmarkt und dem Wirtschaftsstandort Deutschland leisten.” schließt Perfahl-Strilka.